Tag 10 Fenhuang - Kunming

Tag 10 Fenhuang - Kunming

Von Fenghuang nach Kunming – Zwischen Geschichte und Hochgeschwindigkeit

Der Tag begann früh in Fenghuang, ein Frühstück inmitten einer lärmenden chinesischen Touristengruppe. Der angebliche Kaffee war ungenießbar.
Nach dem Trubel gönnte ich mir einen Moment der Stille. Auf dem Balkon unseres Hotels, direkt über dem Fluss, der sich gemächlich durch die Stadt schlängelt, trank ich meinen mitgebrachten löslichen Kaffee.

Der Bus zum Bahnhof holte uns am späten Vormittag ab. Während der Fahrt erzählte unsere Reiseleiterin Shanshan über die Ein-Kind-Politik, die bis 2016 in China galt. Ihre Familie hatte darunter gelitten: Für ihren Bruder mussten ihre Eltern eine hohe Strafe zahlen. Ihre jüngere Schwester wurde sogar mit Großmutter in eine andere Familie geschickt, um den Behörden zu entgehen. Es gab aber auch Ausnahmen – Bauern durften ein zweites Kind bekommen, wenn das erste ein Mädchen war. Auch ethnische Minderheiten waren von der strikten Regelung ausgenommen. 2016 wurde das Gesetz schließlich abgeschafft – Chinas Bevölkerung war zu alt geworden.
Lulu, unsere temporäre zweite Reiseleiterin, verabschiedete sich von uns mit einem bewegenden Volkslied, das sie leise und klar durch den Bus sang. Ein unerwarteter und rührender Moment.

Der Bahnhof – wie immer in China: riesig, modern und blitzsauber. Der Schnellzug nach Kunming brauchte nur fünf Stunden. Vor dem Fenster wechselten sich beeindruckende Landschaften ab: sattgrüne Berge, endlose Reisfelder, verlassene Städte, große Gewächshäuser. Und Tunnel – unzählige Tunnel, manche so lang, dass man vergaß, dass draußen noch Tageslicht existierte.

Bahnhof
Gewächshäuser

Pünktlich kamen wir in Kunming an, die "Stadt des ewigen Frühlings". Mit ihrem milden Klima und der Lage auf einem Hochplateau in ungefähr 1400m Höhe, ist sie seit Jahrhunderten ein bedeutender Knotenpunkt im Südwesten Chinas. Historisch war Kunming Teil der alten Tee- und Pferdestraße und galt lange als Tor zu Südostasien. Hier gibt es den größten Blumenmarkt Asiens. Heute ist die Stadt ein Schmelztiegel aus Han-Chinesen und ethnischen Minderheiten, besonders der Yi, Bai und Hani, die alle ihre Traditionen einbringen.

Schnell eingecheckt im Hotel, dann ging es direkt weiter zum Abendessen in ein typisches Restaurant. Unsere Reiseleiterin Shanshan übernahm wie immer die Bestellung – inzwischen sind wir die Schärfe gewohnt, und diesmal war alles einfach wieder köstlich.

Im Regen – der in Kunming fast täglich fällt, kurz und kräftig – spazierten wir zurück zum Hotel. Müde, aber voller Eindrücke. Morgen geht's weiter.