Tag 11 Kunming

Frühstücksorgien, Kalksteinpaläste und rosengefüllte Kuchen – ein Tag in und um Kunming
Heute begann unser Tag mit einem echten Knaller: dem größten und reichhaltigsten Frühstücksbüfett, das ich je gesehen habe. Nicht nur, dass es kulinarisch alles bot, was das Herz begehrt – es war auch noch liebevoll angerichtet, fast wie eine Ausstellung. Ein Fest für alle Sinne!


Nach dieser opulenten Stärkung ging es per Bus Richtung Shilin, auch bekannt als der Steinwald von Shilin, ein UNESCO-Weltnaturerbe. Der Park liegt rund 90 Kilometer südöstlich von Kunming und ist berühmt für seine imposanten Karstformationen aus Kalkstein, die über Millionen von Jahren durch Erosion entstanden sind. Diese steinernen Nadeln, Türme und Zinnen ragen bizarr aus dem Boden – als hätte jemand eine ganze Stadt aus Stein gemeißelt.

Unser Führer, ein Angehöriger einer Minderheit in typischer Tracht, lotste uns durch verschlungene Pfade, enge Spalten und verborgene Winkel, als wollte er uns ein geheimes Labyrinth zeigen. Ein kurzes Stück legten wir sogar im Tuktuk zurück – ein etwas ruckeliger, aber charmanter Kontrast zu unserem klimatisierten Bus.





Besonders kurios: Die Toiletten im Park! Von außen wirken sie wie kleine Paläste Mit spiegelndem Boden. Doch der Humor endet spätestens bei den Kindertoiletten, die tatsächlich offen einsehbar sind – eine kulturelle Überraschung für europäische Augen.

Drei Stunden verbrachten wir in diesem Naturwunder, aber statt zurück zum Parkplatz zu gehen, führte uns unser Führer plötzlich in eine andere Richtung. Ein wenig widerwillig folgten wir ihm – und landeten bei einer Teezeremonie. „Nur zehn Minuten!“, sagte er, aber wir wissen alle, was das heißt. Er bekommt dort bestimmt Prozente, wenn wir was kaufen. Immerhin: Der Tee schmeckte gut.

Der Pu-Erh-Tee stammt aus der Provinz Yunnan in China und zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
- Fermentation: Er wird nach der Herstellung fermentiert, was ihm seinen charakteristischen, erdigen Geschmack verleiht.
- Pressung: Der Tee wird häufig zu Fladen (sogenannten "Bing Cha"), Ziegeln oder Kugeln gepresst, was ihn haltbarer macht.
- Lagerung und Reifung: Pu-Erh kann über viele Jahre gelagert und gereift werden – ähnlich wie guter Wein – wobei sich der Geschmack mit der Zeit weiterentwickelt.
Bräute bekommen ihn als Mitgift in kunstvollen Formen, die für mich aussehen wie Kackhaufen 💩.

Eine Mitreisende hat sich erbarmt und kaufte ein paar Kugeln des Tees.
Zurück in Kunming machten wir noch einen Abstecher in die Altstadt. Zwischen engen Gassen und traditionellen Häusern erfuhren wir etwas ganz Besonderes: In einem kleinen Büro können Eltern für ihr Neugeborenes den richtigen Name auswählen – eine Zeremonie mit tiefer Bedeutung. Der Geburtstag des Kindes wird genau analysiert, und der Name soll Glück, Gesundheit und Wohlstand bringen.

Überall konnte man etwas probieren – kleine Snacks, getrocknete Früchte, Nüsse und natürlich den berühmten Kuchen mit Rosenfüllung, zart duftend und überraschend angenehm im Geschmack.

Zum Abendessen gingen wir in ein großes Restaurant in einer modernen Mall. Die Auswahl war riesig, und es wurde ordentlich scharf. Es gab auch stinkenden Tofu, der seinem Namen alle Ehre machte – eine Duftmischung aus altem Käse, nassem Keller und einer Ahnung von Zwiebelsuppe. Aber geschmacklich gar nicht so schlimm, wie man befürchtet.

Alkohol? Fehlanzeige! Heute war der Ausschank verboten – eine willkürliche Regelung der Behörden, angeblich, damit sich Beamte besser auf ihre Arbeit konzentrieren.
Zum Abschluss schlenderten wir noch durch die Mall. Alles blitzte und funkelte – Luxusmarken so weit das Auge reicht. Gucci, Dior, Louis Vuitton. Nichts für unseren Rucksack, aber schön anzusehen.


Ein Tag voller Kontraste, vom steinernen Wunder der Natur bis zu den glänzenden Fassaden der Konsumwelt.